Die fünf Zeitungen Berner Volksfreund (1831-1845), Berner Volkszeitung (1846-1847), Emmenthaler Bote (1847-1875), Berner Volksfreund (1875-1910) und das Burgdorfer Tagblatt (1911-2004) wurden mehrheitlich in Burgdorf gedruckt und lösten einander ab. Neben der wechselnden politischen Färbung geben diese Zeitungen spannende Einblicke in die Geschichte der Region.
Die beiden Brüder Karl und Emanuel Schnell gründeten im Februar 1831 in Burgdorf den politisch liberalen «Berner Volksfreund». Um die obrigkeitliche Zensur zu umgehen, wurde die Zeitung vorerst in Solothurn gedruckt. Erst nach der Annahme einer liberalen Verfassung im Kanton Bern verlegten sie die Druckerei im Herbst 1831 nach Burgdorf. Das Blatt richtete sich explizit gegen die «Allgemeine Schweizer-Zeitung», welche das Sprachrohr der konservativen Stadtberner Patrizier war. Mit dem Antritt der liberalen Kantonsregierung wurde die Zeitung Ende 1831 vom Oppositions- zum Regierungsblatt, das sich nach einigen Jahren gegen die Radikalen richtete.
Die «Berner Volkszeitung» wurde 1845 als Nachfolgetitel von Johann Ludwig Schnell und Eduard Blösch gegründet. Nach der Annahme der neuen Verfassung durch das Volk am 31. Juli 1846 richtete sich die Zeitung konservativ aus. Ab 1847 wurde der Druck nach Bern in die Hallersche Buchdruckerei verlegt und die Zeitung erklärte sich offiziell zum Organ der Konservativen des Kantons Bern.
Als Nachfolgezeitung erschien der «Emmenthaler Bote» ab 1847 zweimal pro Woche, als Herausgeber zeichnete sich Carl Langlois aus Burgdorf. Die Zeitung war vorerst parteiunabhängig ausgerichtet. Später unterstützte die freisinnig ausgerichtete Zeitung mit den Radikal-Liberalen die 1874 überarbeitete Bundesverfassung, die unter anderem das Referendumsrecht einführte.
Nun folgte die Gründung des zweiten Berner Volksfreunds im Jahr 1875, welche vom Pressekomitee des Burgdorfer Volksvereins ausging, weshalb sie von einer breiten Trägerschaft gestützt wurde. Der Berner Volksfreund war explizit politisch motiviert. Als Leitlinie für die freisinnige Ausrichtung diente die neue Bundesverfassung von 1874.
Im Jahr 1911 gründeten die Herausgeber eine Aktiengesellschaft und änderten den Titel zu Burgdorfer Tagblatt. Die Zeitung war zunächst das offizielle «Organ der Freisinnigen des Emmentals und des Oberaargaus», später, nach 1919, eine «bürgerliche Zeitung». 2004 stellte das Tagblatt sein Erscheinen ein. Die AG wurde liquidiert und der Titel an den Lokalmedien Verlag AG verpachtet. Dieser fusionierte die Zeitung mit der Gratiszeitung Aemme Zytig, die fortan in Burgdorf und Oberburg bis im März 2012 als Burgdorfer Tagblatt erschien.