Der Berner Chirurg Emil Theodor Kocher (1841-1917) erhielt 1909 für seine experimentellen Forschungen zur Schilddrüsenphysiologie den Nobelpreis für Medizin und gilt als Mitbegründer der modernen Chirurgie. Die in fünf Auflagen erschienene «Chirurgische Operationslehre» wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Als Militärarzt interessierte er sich besonders für die Entwicklung von Projektilen, die weniger irreparable Schäden bei den Soldaten verursachen. Unter anderem führte er auch im Jahr 1895 Untersuchungen für das Militärdepartement «Zur Lehre von den Schusswunden durch Kleinkalibergeschosse» durch. Dank seiner Beobachtungen entwickelte Maschineningenieur Eduard Rubin (1846-1920) 1882 das erste Vollmantelgeschoss, das an der Haager Friedenskonferenz 1899 für alle Vertragsmächte verbindlich erklärt wurde.
Kochers Expertise war auch bei gesundheitspolitischen Fragestellungen sehr gefragt. So verfasste er im Auftrag des schweizerischen Industrie- und Landwirtschaftsdepartements einen Bericht «Zur Kenntnis der Phosphornekrose (1893)». Darin untersuchte er die Gesundheitsverhältnisse in den Zündholzfabriken des Frutigtals, insbesondere die durch Phosphor verursachte Vergiftung der Fabrikarbeiter. Dank dem Nobelpreis gelangte Kocher international zu grosser Bekanntheit und Ansehen. Davon zeugen unter anderem auch das Festprogramm (1912) zu seinem 40-jährigen Amtsjubiläum und die Trauerreden anlässlich seiner Bestattung am 31. Juli 1917.
Die unten aufgelisteten digitalisierten Monografien sind grösstenteils aus den Beständen der Universitätsbibliothek Bern, insbesondere aus der Bibliothek Medizingeschichte.
Neben Theodor Kocher gehören auch Fritz de Quervain und Hermann Sahli zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der (Berner) Medizingeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Porträt Theodor Kocher. Fotograf: Gottlieb Wenger, 1907. Archiv für Medizingeschichte der Universität Bern (G090). Permalink: https://img.anton.ch/objects/2304